Geschehenlassen: Dem Prozess vertrauen

Das Dao wirkt in Ewigkeit durch Wuwei –
durch Nichttun, und doch bleibt nichts ungetan.

Wie das möglich ist?
Es wirkt, indem es ist, und weil es alles ist, wirkt es.

Laozi (Laotse): Daodejing (Tao Te Ching), Kapitel 37

Das daoistische Prinzip des Wuwei steht für ein Nichteingreifen, ein Geschehenlassen der natürlichen Abläufe durch Nichthandeln. Nichthandeln bedeutet dabei nicht „nicht handeln“, vielmehr ist gemeint, jeden Aktionismus und Egoismus zu unterlassen.

Dazu ist es notwendig, den natürlichen Lauf der Dinge, die ablaufenden Prozesse erst einmal wahrzunehmen, zu erkennen. Und dafür ist Stille und Schweigen, Achtsamkeit eine wesentliche Voraussetzung. Wir sollen nicht mit vorgefertigten Konzepten oder unserem Kontrollwahn eingreifen, da dies die Prozessintelligenz stören würde. Erst im Geschehenlassen können sich die evolutionären Kräfte der Natur entfalten. Kreativität wird möglich, wenn wir abwarten und zulassen können, was sich aus der Tiefe der Stille heraus entfalten möchte. Wie in der Meditation geht es darum das TUN SEIN zu lassen. Das setzt Eigenschaften voraus, die in der heutigen Zeit schon fast verlorengegangen sind: Hingabe, Demut, Gnade.

Durch das Freisein von Begehren wird Ruhe erzielt,
und die Welt gelangt von selbst zu Frieden.

Laozi (Laotse): Daodejing (Tao Te Ching), Kapitel 37


Literatur

Michael Habecker: Übungen des Geschehenlassens in „integrale perspektiven“, Ausgabe 40 (Juni 2018) Integrales Forum e.V., Lilienthal.

Arnold & Amy Mindell: Das Pferd rückwärts reiten – Prozeßarbeit in Theorie und Praxis (1997) Verlag Via Nova, Petersberg.

Alan Watts: Der Lauf des Wassers – Eine Einführung in den Taoismus (1983) suhrkamp, Berlin.

Laotse: Tao Te Ching (engl. von Man-Ho Kwok, Martin Palmer, Jay Ramsay) (1995) Theseus Verlag, Berlin.

Walter Braun: Auf der Suche nach dem perfekten Tag – Das Tao der Zufriedenheit (2008) Rowolth Verlag, Reinbek bei Hamburg.

Dr. Peter Wolfrum